Persönliche Erfahrungen

(Begegnung mit Dorothy)

 

Es war das Jahr 1990. Eine kurze, für mich sehr heftige Beziehung ging zu Ende. Verzweifelt wollte ich die Beziehung am Leben erhalten und verursachte ihr gerade damit einen sehr langsamen und qualvollen Tod. Gemeinsam mit der Beziehung starb etwas in mir selbst.

Durch eine gute Bekannte bekam ich die Adresse eines befreundeten Heilpraktikers. Er nahm sich viel Zeit, hörte mir lange zu und sagte mir dann Dinge, die mir unangenehm waren. Trotzdem konnte ich sie als Wahrheit anerkennen.

Anhand meines Geburtshoroskops stellte er fest, dass ich durch die Kraft meiner Gedanken im Stande wäre, andere Menschen zu beeinflussen. Mir gingen Experimente durch den Kopf, die ich als Zwanzigjähriger spielerisch mit einer Freundin gemacht hatte. Deren Wirkung hatte mich damals heftig erschrocken. Seitdem hatte ich die Finger von derartigen Experimenten gelassen.

"Gedankenkraft kann auch positiv genutzt werden", erklärte mir der Heilpraktiker, "z. B. während einer Fernheilung". Macht und Ohnmacht seien mein Lebensthema. Er diagnostizierte, ich wäre mir meines "Selbst" nicht bewusst und empfahl mir Meditation, um in Kontakt mit meinem Innersten zu gelangen.

Als Kopfmensch hatte ich erhebliche Schwierigkeiten mit der Meditation. Ich konnte meinen Kopf nicht abschalten und meine Gedanken kreisten. So empfahl mir der Heilpraktiker schließlich, es gemeinsam mit anderen zu versuchen. Er wusste die Adresse von einer Gruppe Menschen, die sich einmal im Monat zur gemeinsamen Meditation zusammenfanden.

Ein halbes Jahr saß ich nun regelmäßig zwischen den in Andacht versunkenen Leuten, während meine Gedanken kreisten. Ab und zu blinzelte ich in die Runde und fragte mich, was wohl in den anderen vorginge.

Es wurde November. Ein Seminar mit einem englischen Medium war angekündigt. Als Kopfmensch glaubte ich nicht an Geister - obwohl die andere Welt immer wieder in Kontakt mit mir zu treten versuchte, wollte ich sie nicht wahrhaben. Das angekündigte Ereignis betrachtete ich mit einer Mischung aus Skepsis und leichtem Grusel, vor allem aber mit viel Neugier.

In der bisherigen Medigruppe hatte ich mich nie mit jemand unterhalten. Es hatte mich auch nie jemand etwas gefragt. Ich kam, meditierte und ging anschließend wieder. Zum Seminar waren nun neue Leute erschienen. Abgesehen von meiner Meditationslehrerin und ihrer Familie hatte ich keinen der Seminarteilnehmer vorher schon einmal gesehen.

Wir machten sensitive Übungen. Ich war überrascht über das Bild, das meine Übungspartnerin dabei während ihrer Meditation zu mir bekam. Als sie davon berichtete, erkannte ich mich selber ohne Einschränkung wieder. Noch überraschter war ich, als unser Medium erklärte, ein Freund von mir wäre anwesend. Er sei bereits als Kind gestorben, sie spüre ein liebevolle Energie von ihm ausgehen und es gebe keinen Grund, vor ihm wegzulaufen.

Für mich gab es in diesem Augenblick nichts Ungewöhnliches oder gar Bedrohliches zu spüren. Auch unser Medium wirkt nicht den Hauch von geheimnisvoll auf mich. Eher erschien sie mir wie eine zwar liebevolle, ansonsten aber ganz gewöhnliche ältere Dame.

Dieser Tag veränderte viel: unsere Meditationsabende fanden auf Anregung des Mediums nun wöchentlich statt, ich konnte mit einmal meditieren, ohne dabei von einer Gedankenflut behindert zu werden und ich hatte meine Angst vor Friedhöfen verloren. Auch die Anwesenheit meines Freundes sah ich nun unter einem anderen Blickwinkel.

Kurz nach der Veranstaltung suchte ich das Grab meines Freundes auf. Das erste Mal kam mir dabei in den Sinn, wie angenehm ruhig und friedlich es hier unter den alten Bäumen war. Ich schloss die Augen und öffnete mein Innerstes. Kurze Zeit später spürte ich die Anwesenheit meines Freundes. Wie in Gedanken hörte ich seine Stimme. "Ich wollte mich noch von Dir verabschieden. Das ging damals alles so schnell." sagte er. "Machs gut", antwortete ich. Es war das letzte Mal, an dem ich seine Nähe spürte.

 

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